Flucht weltweitEin graphisches Erklärstück
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was ist was ?Migration, Flucht, Vertreibung
Durch Flucht wollen Menschen existenzgefährdenden Notlagen entkommen. Gründe: Krieg, politische Unterdrückung, wirtschaftliche Not, Klimawandel und Umweltkatastrophen.
Durch Vertreibung werden Menschen gewaltsam dazu gezwungen, ihre Siedlungsgebiete, ihre Heimat oder ihr Land zu verlassen.
Hans Magnus Enzensberger
"Jede Migration führt zu Konflikten, unabhängig davon, wodurch sie ausgelöst wird, welche Absicht ihr zugrunde liegt, ob sie freiwillig oder unfreiwillig geschieht und welchen Umfang sie annimmt. Gruppenegoismus und Fremdenhass sind anthropologische Konstanten, die jeder Begründung vorausgehen. Ihre universelle Verbreitung spricht dafür, dass sie älter sind als alle bekannten Gesellschaftsformen. "
Auszug aus dem Essay „Die große Wanderung“, veröffentlicht 1992
Migrationspakt der Vereinten NationenDarum geht's
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Audio von António Vitorino, Chef der UN-Organisation für Migration (IOM)
"Die Herausforderungen, die Migration mit sich bringt, können nicht von einem Land alleine bewältigt werden. Wir sind Deutschland dankbar, dass die EU in dieser Angelegenheit eine gemeinsame Position vertritt."
Vertrag für gesicherte und geordnete MigrationDeutschlands Rolle
Mensch und KlimawandelPlanet Erde unter Stress
In gut 80 Jahren werden knapp zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Der CO²-Anteil in der Luft und die globale Durschnittstemperatur werden wahrscheinlich drastisch gestiegen sein. Die Zahl der Umweltflüchtlinge droht bis zum Jahr 2100 auf EINE MILLIARDE Menschen anzuwachsen.
Audio von Robert Oakes, UN University
"Jedes Jahr verlieren ungefähr 20 Millionen Menschen ihre Heimat. Durch den Klimawandel, das Bevölkerungswachstum und durch wahrscheinlich verwundbarere Bevölkerungen wird diese Zahl noch zunehmen."
Zu viel Wasser - Zu wenig WasserDramatische Folgen des Klimawandels
Land unter durch abschmelzende Gletscher und einen steigenden Meeresspiegel. Andernorts Trockenheit und Dürre durch ausbleibende Niederschläge.
Steigende Fluten - Sinkende BödenJakarta ertrinkt
Mit rund 30 Millionen Menschen ist der Großraum Jakarta eines der größten Ballungszentren der Welt. Teile der indonesischen Hauptstadt sinken jährlich um bis zu 20 cm ab. Eine Betonmauer soll die vor allem von Armen bewohnten Viertel vor den Fluten des Meeres schützen. Niemand weiß, wie lange der Wall hält. Die Reichen wohnen in höheren Lagen.
Audio von Professor Rahmat Witoelar, Sonderbeauftragter für Klimawandel der indonesischen Regierung
"Wir haben rund 17.000 Inseln mit viel Küste. Vieles wird vom Meer verschluckt. Kämpfe um Essen, Wasser und sogar um Luft werden stattfinden."
Inselstaat IndonesienBedrohte Küsten
Permafrost im Hohen NordenWenn die Erde taut
Bis zu 1000 Meter tief ist das Erdreich um den nördlichen Polarkreis stellenweise gefroren. Der Boden taut aufgrund steigender Temperaturen von Jahr zu Jahr immer tiefer auf. Riesige Risse zeigen sich mancherorts im Erdreich. Gigantische Mengen der Treibhausgase CO² und Metan werden freigesetzt, wenn der Boden auftaut. Dadurch werden die globale Erderwärmung und der Klimawandel zusätzlich beschleunigt.
Die Wüste dehnt sich aus Leben und Tod im Sahel
Lupus est Homo HominiFluchtursache Krieg"Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen." Titus Maccius Plautus (ca. 254–184 v. Chr.)
Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) müssen täglich rund 44.000 Menschen ihr Zuhause aufgrund von Krieg, Verfolgung oder Vertreibung verlassen. Insgesamt sind 25,4 Millionen Menschen wegen bewaffneter Konflikte und Verfolgung auf der Flucht. .
Stand: 2017
Sterben - Flucht - ZerstörungKrieg in Syrien
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Szenen aus Ost-GhoutaApokalypse auf Erden
Audio von Madschd in Ost-Ghouta
"Unser Haus hat mehr als eine Rakete abgekriegt. Das war das Wohnzimmer. Hier hat meine Familie zusammengesessen und die Abende verbracht"
Die zerstörte Welt von MadschdLeben in Trümmern
Tod, der vom Himmel fällt
Welche Waffenruhe?
Die Flugzeuge verschwinden nicht vom Himmel.
Und überall in Ghouta fallen Bomben.
Vertreibung der RohingyasVolk ohne Land
Audio von fliehender Rohingya
"Das sind buddhistische Mönche, die Menschen töten. Einer hält dich fest, der andere schneidet dir die Kehle durch."
Mordende Mönche?
Bei ihrer Vertreibung waren viele Rohingyas brutaler Gewalt ausgesetzt. Berichten zufolge sollen buddhistische Mönche daran beteiligt gewesen sein.
Despotismus und misswirtschaftHerrscher Versagen
Straßenkampf in CaracasEin Volk begehrt auf
Einer von ihnen war Miguel Castillo.
Audio von Mutter von getötetem 27-jährigem Miguel Castillo
"Er wollte ein freies Venezuela. Ein Venezuela, in dem man eine Zukunft hat, in dem sich für alle etwas zum Besseren wendet."
Tod eines DemonstrantenTrauer um Miguel
Der 27-jährige Miguel Castillo hatte gerade sein Studium beendet. Er nahm an einer Demonstration gegen die Regierung teil. Polizeikugeln beendeten sein junges Leben.
Audio von Flüchtling aus Venezuela
"Unserem Präsidenten geht es gut. Wem es schlecht geht, das sind wir, das Volk!"
Krisenland VenezuelaFlucht ins Ungewisse
Mehr als 2,5 Millionen Menschen sind aus Venezuela in benachbarte Länder geflohen. In Kolumbien und Brasilien regt sich wegen der Flüchtlinge wachsender Unmut in der Bevölkerung.
Zug der Hoffnung(slosen?) Der Marsch nach Norden
Tausende Honduraner haben sich im Oktober 2018 zu Fuß auf den Weg nach Norden gemacht. Ihr Motiv und ihr Ziel: Grasierender Armut und notorischer Bandenkriminalität daheim für ein besseres Leben in den USA zu entfliehen. Ihr Weg führt Tausende Kilometer durch Mittelamerika an die mexikanisch-amerikanische Grenze. US-Präsident Trump hat die Grenztruppen verstärken lassen. Sein Credo: Die Flüchtlinge aus Mittelamerika dürfen nicht ins Land.
Audio von Sharol, Teil der "Karawane", die in Mexiko Richtung US-Grenze zieht
"Ich würde eine Revolte anzetteln. Wir sind viele und gemeinsam würden wir uns die Kinder wieder holen. Ich lasse nicht zu, dass ein Trump meine Kinder anfasst. Er weiß wohl nicht, dass eine Mutter gefährlicher ist als eine wilde Löwin."
Trumps "Null-Toleranz"-PolitikTrennung von Eltern und Kindern
Sharol ist Teil der "Karawane" aus mittelamerikanischen Flüchtlingen, die in die USA wollen. US-Präsident Trump hat im Frühjar 2018 Kinder illegaler Einwanderer von ihren Eltern getrennt und unter die Aufsicht von US-Behörden gestellt.
Megacity Lagos in NigeriaÜberbevölkerung
Audio von Angela Merkel, Bundeskanzlerin
"Ägypten ist ein wichtiger Partner, auch im Bereich der Migration. Ägypten sichert seine Seegrenze exzellent ab, sodass es de facto keine Migration nach Europa gibt."
Staatsgast Präsident el-SisiMerkel und al-Sisi
Ägypten: Rund 100 Millionen Einwohner, 1 Million km²
Fläche, davon knapp 96 Prozent Wüste.
Große Teile der Bevölkerung leben unter der
Armutsgrenze. Die Wirtschaft lahmt. Jedes Jahr
strömen mehr als 1,5 Millionen junge Menschen
auf einen Arbeitsmarkt, der nicht genügend Jobs bietet. Ägypten ist ein Land mit diktatorischer Herrschaft und hohem Fluchtpotential.
Austrocknender Tschad-SeeEin See verschwindet
Audio von Mohammed Ibrahim, Kamelbesitzer
"Ich hatte 60-70 Kamele. Aber es gibt kein Wasser mehr. Es wächst auch nichts mehr. Bis auf fünf Kamele sind alle gestorben. Wir waren in Nigeria, in Niger und jetzt sind wir im Tschad. Hier ist es auch nicht besser. Wir werden wohl nach Süden weiter ziehen müssen."
Mensch und ViehWenn Nahrung fehlt
Audio von Hamidou Maiga aus Bamako, Mali
"Ich kann nicht zurück in mein Dorf. Meine Familie hat mich verstoßen. Sie sagen, ich sei ein Versager und hätte uns alle in den Ruin getrieben. Das Leben ist schwer erträglich."
Gescheiterte Flucht Der Verstoßene von Bamako
Hamidou Maiga in BamakoMittellose Träume
„Ich träume davon, irgendwann selber einen Lastwagen zu haben, aber ich habe nicht die Mittel dafür. Welche Bedeutung haben Träume ohne Mittel? Ich werde versuchen, noch einmal nach Europa zu gehen, obwohl ich mir der Konsequenzen bewusst bin.“
Audio von Bilal aus Sierra Leone
"Alle meine Freunde stellen sich Europa als Paradies vor. Wir träumen, dass dort alles besser wäre, dass man anständiges Essen bekommt, schöne Kleider trägt, große Autos fährt."
Bilals Hoffnung Paradies Europa
Der Schlepper von AgadezBitte Ton einschalten
"Ich bin ein armer Mann. Ich habe Schulden gemacht, um einen Wagen zu kaufen – 10.000 Euro, verdient mit harter Arbeit. Sechs Monate war ich im Gefängnis. Ich habe meine Strafe abgesessen. Ich möchte meinen Wagen zurück."
Audio von Yusuf
"Ein Mann, der nichts hat, ist zu allem bereit, er wird kriminell, zum Banditen. Er wird auch zum Terroristen."
keine arbeit - kein geldZu allem bereit
Ursachenbekämpfung
Europas UrsachenbekämpfungSchuss in den Ofen
Audio von Abdoulaye Traoré, Vorarbeiter in der Cashewnuss-Rösterei
"Ich werde wohl nach Europa gehen. Wenn die Arbeitsbedingungen oder der Lohn besser wären, dann würde ich lieber hier bleiben, um meinem Vater und meiner Mutter zu helfen."
Euopa und die Rösterei"...dann sind sie gegangen."
Besser bezahlt - qualifizierte JobsZukunft durch ArbeitBitte Ton einschalten
Äthiopien exportiert rund 200.000 Tonnen Rohkaffee im Jahr. Echter Mehrwert für das Land entsteht, wenn verarbeiteter Kaffee ausgeführt wird, dachte sich Felix Ahlers. Der Vorstandsvorsitzende der Frosta AG gründete eine Kaffeerösterei, stellte Leute ein und exportiert pro Jahr rund 100 Tonnen gerösteten Kaffee nach Deutschland.
"Kaffee ist nur ein Beispiel, aber letztlich müssen in den anderen Produktkategorien auch Verarbeitungsbetriebe entstehen, dadurch entstehen dann automatisch qualifizierte Jobs, die besser bezahlt sind. In dem Moment, wo sie besser bezahlte und qualifizierte Jobs haben, dann haben sie kein Interesse das Land zu verlassen."
Audio von Angela Merkel, Bundeskanzlerin
"Unser Ziel ist es, illegale Migration zu verhindern und durch legale Möglichkeiten zu ersetzen. Auf der einen Seite durch Bekämpfung von Ursachen von Flucht und Vertreibung und akute Hilfe vor Ort."
Der mögliche Weg nach DeutschlandLegale Migration
Audio von Dr. Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt
"Vieles was als Fluchtursachenbekämpfung verkauft wird, ist Flüchtlingsbekämpfung. Und ist nicht langfristiger Einsatz von Mitteln, da wo die Not, die Armut, der Hunger am größten sind."
Kritik einer Helferin"Flüchtlingsbekämpfung"
Audio von Mor Mbenge, Fischer im Senegal
"Früher musste man zum Fischen nicht weit raus fahren. Unsere Väter haben nah an der Küste große Fische gefangen. Doch unsere Bevölkerung wächst. Es gibt immer mehr Fischer. Und dann sind da auch noch die ausländischen Boote."
Unfairer WettbewerbEuropas Dominanz
Hochsubventioniertes Obst und Gemüse, Billigfleisch, Fischfangflotten vor Afrikas Küsten - die EU, sagen Kritiker, setze die afrikanischen Volkswirtschaften massiv unter Druck. Wer Fluchtursachen wirksam bekämpfen wolle, müsse dabei helfen, in den von Flucht und Migration betroffenen Ländern Jobs und Perspektiven zu schaffen.
Endstation Sahel?Eine Sendung von Martin Durm
Wie die EU Afrikas Migranten aufhalten will
Der Link zur Sendung auf SWR2
https://bit.ly/2FeXSCk
Rückkehr und Abwehr
Europa macht in Afrika Grenzen dicht Tod in der Wüste
Mali und Niger sind die wichtigsten Transitländer für Flüchtlinge und Migranten aus dem Sahel und Westafrika. Die EU kooperiert eng mit den Regierungen und Behörden dieser Staaten. Die "legalen" Fluchtwege durch die Sahara sind mittlerweile weitgehend versperrt. Schlepper wählen gefährlichere Routen. Viele Menschen kommen dabei um. Ihre mumifizierten Leichen liegen achtlos in der Wüste.
Audio von Gogé Maimouna Gazibo, Chefin der Migrationsbehörde Niger
"Europa unterstützt unsere Regierung enorm. Sie stellen uns unterschiedliche Mittel bereit. Deutschland zum Beispiel hilft uns beim Aufbau von Grenzposten, damit die Sicherheitskräfte an unseren Grenzen besser kontrollieren können."
Europas Abwehr von FlüchtlingenGrenzen dicht
Audio von Mutarik Hala, Verteidigungsminister Nigers
"Um die Wüste zu sichern, brauchen wir viele Mittel, über die Niger nicht verfügt. Dank der Kooperation mit der EU gelingt uns das wesentlich besser."
Deutschland zahltEuropas Türsteher
Audio von Rhissa Feltou, Bürgermeister von Agadez
"Wir haben nicht darum gebeten, Auffanglager bei uns aufzubauen. Wir haben keine Krankenhäuser, Schulen und keinen Strom. Und jetzt sollen wir die Arbeit für andere Regierungen machen? Die Europäer interessiert nur eins: der Kampf gegen die illegale Migration. Sie benutzen das Wort illegal, um ihr Handeln zu rechtfertigen."
Auffanglager für Flüchtlinge und MigrantenSammelbecken der Gestrandeten
Umzug ins UngewisseHeimkehr nach Somalia
Mohammad Adan:
"Ich freue mich sehr darauf, nach Somalia zurückzukehren. Einige Nachbarn machen sich Sorgen um uns, weil der Konflikt dort noch nicht vorbei ist."
Audio von Moh Adan, Mogadischu
"Ich wollte nicht mehr als Gefangener und Fremder leben. Ich bin ein sehr geselliger Mensch und will einfach Teil einer Gesellschaft sein. Als Flüchtling bist Du immer außen vor."