Wer schuldet wem was?
Raub und ReparationenWie Deutschland seine Schulden loswurde
Mehr als 300 Milliarden Euro Staatsschulden hatte Griechenland 2015. Einer der größten Geldgeber ist Deutschland mit rund 80 Milliarden.
Aber hat auch Deutschland Schulden bei den Griechen – aus dem Zweiten Weltkrieg? Ja, sagen die Griechen, denn Deutschland habe Griechenland damals einen Zwangskredit von rund 480 Millionen Reichsmark für Besatzungskosten abgepresst und nie zurückgezahlt.
Heute wären das mit Zins und Zinseszins Schulden von mehr als zehn Milliarden Euro, so die Griechen. Für die Bundesregierung ist das kein Thema. Zu recht?
Geschwächt durch gnadenlose Ausbeutung
Sein Land beuteten sie gnadenlos aus: Mehr als 100.000 Kinder, Frauen und Männer verhungerten allein im Winter 1941/42 – eine direkte Folge der wirtschaftlichen Ausplünderung. Beim Abzug hinterließen die Besatzer ein völlig zerstörtes Griechenland.
Welche Kriegsschulden hat Deutschland zurückgezahlt?
2. Welche Kriegsschulden hat Deutschland zurückgezahlt?
Das Londoner Schuldenabkommen 1953 stundete der Bundesrepublik die Reparationsschulden bis zum Abschluss eines Friedensvertrages. Aber da dieser nie zustande kam, musste Deutschland nichts mehr zurückzahlen. Auch deshalb ist Deutschland wohlhabend.
"Wiedergutmachung“ wider Willen
3. "Wiedergutmachung" wider Willen
Mit dem Luxemburger Abkommen 1952 verpflichtete sich die Bundesregierung 3,5 Milliarden D-Mark Aufbauhilfe zu zahlen. Die Mehrheit der Deutschen lehnte diese Wiedergutmachung ab, sah sich vor allem selbst als Opfer. In beiden Ländern gab es Protest. Ein Abkommen mit dem Volk der Täter – für viele Überlebende in Israel undenkbar.
Raul Teitelbaum
Kämpfer für Gerechtigkeit
Doch er traf dabei auf keinen Deutschen, der sich einer Schuld bewusst gewesen wäre.
Ehrlich gemeinte Wiedergutmachung?
Wiedergutmachung im Praxistest
4. Wiedergutmachung im Praxistest
Der Fall Horst Selbiger
Der Nazi-Terror beraubte Horst Selbiger seiner Kindheit. Unter den psychischen Folgen leidet er bis heute. 2001 hat er einen Selbsthilfeverein für überlebende Kinder der Shoah mitgegründet. Diese Kinder sollen jetzt eine kleine finanzielle Unterstützung bekommen – wenn sie die strengen Kriterien des Finanzministeriums erfüllen. Horst Selbiger erfüllt sie nicht, wie viele andere.
Beweise für das eigene Leid
5. Vergessene Opfer
Erst 2000 mit der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" gab es Hoffnung – mehr als 50 Jahre nach dem Krieg. Am Ende aber waren es insgesamt nur etwa zwei Millionen ehemalige Zwangsarbeiter, die überhaupt ein bisschen Geld bekamen: eine symbolische Anerkennung – mehr nicht.
2000 Mark
Die Eltern wurden brutal misshandelt und ermordet, die Kinder zur Zwangsarbeit verschleppt. Bis Kriegsende musste Józef Sowa auf einem deutschen Gutshof arbeiten. Die symbolische Anerkennung für ihn: 2000 Mark. Nicht mehr als ein Almosen, sagt er.
Halbherzige Hilfe vom Suchdienst
Wichtige Dokumente für die Opfer. Doch die warteten oft Jahre auf eine Auskunft. Der Grund: Personalmangel! Aber es fehlte auch an Empathie bei den Mitarbeitern des Suchdienstes, so lautet das Fazit von Historikern, die die Arbeit der Behörde untersucht haben.
Sehnsucht nach dem Schlussstrich
6. Sehnsucht nach dem Schlussstrich
Selbsthilfeorganisation Amcha
Die Menschen kommen hierher zum Gespräch, zum Malen, Karten Spielen oder zur Gymnastik. Einige von ihnen, wie Pnina Katsir, jeden Tag. Viele haben hier zum ersten Mal über die Zeit der Verfolgung sprechen können.
Moralische Pflicht
Weitere Infos
Mehr Infos:
Geschichte im Ersten: Raub und Reparationen
In Griechenland, Polen oder Russland erinnern sich viele an die Schuld, die kaum abgetragen wurde. Doch um welche Summe geht es? Was hat Nazi-Deutschland geraubt und was wurde wie entschädigt?
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